Romolo Rizzi Kantinenwirt und Krämer zur Zeit des Bahnbaues in Silwingen

Am ersten November 1917, wurde die Bahnstrecke Merzig-Bettelainville (Bettsdorf ) als Nebenbahn eröffnet. Mit Anschluss zur damaligen Festungsstadt Metz.
Der Bau der Stecke dauerte von 1909 bis 1917 und brachte unserer Region etliche Änderungen die Lebensumstände betreffend. Es kamen dadurch eine große Anzahl an Menschen, etwa 400, die hier Arbeit fanden, aus anderen Kulturen und Ländern, in die doch recht ruhigen und beschaulichen Dörfer links der Saar. Hauptsächlich vom Balkan und aus Italien stammten die Gastarbeiter.
Aber auch aus vielen Teilen Deutschlands waren Arbeiter hier anwesend. Die Einwohnerzahl mancher Dörfer stieg dadurch um die Hälfte und mehr. So auch in Silwingen das mit dem Bau des Tunnels eines der größeren Projekte dieser Bahnstrecke in seiner unmittelbaren Nähe hatte.
Spezialisten sowohl Arbeiter fürs Grobe wurden hier gebraucht.
Das eine solche Menschenansammlung auch zu Konflikten führte dürfte klar sein.

Die dort arbeitenden Firmen sorgten zum Teil für Unterkunft und Verpflegung. Zum Beispiel in der sogenannten Kantine in der Nähe des Tunnelportales.
Aber auch innerhalb der Bevölkerung fanden diese Menschen Unterkunft. Es wurden freie Zimmer vermietet und ganze Häuser. Was wiederum auch Geld unter die Dorfbewohner brachte.
Der Umsatz der Gasthäuser und Geschäfte stieg und neue Geschäfte kamen hinzu. Auch wenn diese nicht allzu langlebig waren.
Aber auch die Zahl der fahrenden Händler und manch zwielichtiger Gestalten stieg in dieser Zeit.

Die Einwohnerlist von 1913 vermerkt einige Italiener innerhalb der Bevölkerung. So auch Romolo Rizzi der dort als Kantinenwirt und Krämer aufgeführt ist.
Auszug aus der Liste:
HausNr. 0 De Barba Guiseppe Witwe Kostgeberin
HausNr. 25 De Barba Heinrich Schachtmeister
HausNr. 28 Menel Pietro Giovanni Vorarbeiter
HausNr.29 Reolon Marianno   Mineur
HausNr. 35 Pellizari Rudolf Schachtmeister
HausNr. 35b Geier Georg Kantinenwirt
HausNr. 37a Rizzi Romolo Kantinenwirt, Krämer
HausNr. 38 Reolon Josef Mineur
HausNr. 52 Hahn Heinrich Bauasistent
Demnach wohnte Rizzi im Hirtenhaus als Untermieter.

Romolo Rizzi wird auch im Einwohner Buch von Mondorf Silwingen vor 1910 von H.P. Klauck erwähnt.
Rizzi heiratete laut dem Einwohnerbuch eine Streiffeler Barbara.
Sie hatten zwei Kinder: Margaretha *2.5.1911 in Silwingen und Bengasina Ubertina * 1912 in Silwingen + 2.21984 in Ludwigshafen.

Es stellte sich dann die Frage wo Rizzi seine Kantine und seinen Laden hatte. Im Hirtenhaus konnte das wegen seiner geringen Größe nicht gewesen sein. Und wie es der Zufall wollte bekam ich ein Foto der Restauration Rizzi zugestellt.

Wo war aber dieses Haus in Silwingen?
Es gelang das Haus, das auch heute noch existiert zu lokalisieren. Unter Zusammenarbeit des historischen Arbeitskreises Silwingen.
Es handelt sich dabei um das heutige Haus Mondorferstr. 44.

Das Haus in dem sich die Restauration und der Laden befanden hat keine Hausnummer. Also war dort kein fester Bewohner gemeldet. Es war von Johann Schwarz an Rizzi vermietet worden.
Nr 33    Schwarz Johann, Ackerer
Nr 34    Weber Nikolaus, Schmiede

Die Restauration und der Laden befanden sich im Erdgeschoß und im ersten Stock vermietet er Zimmer an seine  Landsleute.
Wie man auch auf dem Foto erkennen kann.
Nach einer Suche in einem Ahnenforschungsportal stieß ich auf einen Romolo Rizzi im Adressbuch von Ludwigshafen 1934/35 : Romolo Rizzi, Wirt, Gräfenaustr. 22

Daraufhin kontaktierte ich das Stadtarchiv Ludwigshafen nach Romolo Rizzi und bekam folgende Antwort und auch einige Kopien: „Sehr geehrter Herr Bauer,Ihre Vermutung lässt sich bestätigen. Romolo Rizzi lebte seit 1922 hier, und er starb 1963 hier. Die Ehefrau ist die von Ihnen genannte, die er 1909 heiratete. Die Tochter heiratete 1933 in Ludwigshafen.“
Daten aus den Kopien: Romolo Rizzi starb am 13 März 1963, wohnhaft Benzstr 15, Ludwigshafen. Geboren 3 Juli 1883 in Piacenza d´Adige, Italien. Witwer von Barbara Streiffelder. Eheschließung am 27.9.1909 in Köln-Nippes.

Romolo Rizzi lam wie so viele seiner Landsleute auf der Suche nach Arbeit nach Westeuropa und landete im Ruhgebiet.
Nach der Heirat dort mit Barbara Streiffelder 1909 nahm er eine Arbeit bei der Firma Weygold in Elberfeld (heute Wuppertal) Projektierung und Übernahme von Tief- und Eisenbahnbauten.
Der Firma Weygold wurde 1911 das Baulos 4 Grindorf–Mondorf übertragen. Weygold beging später Selbstmord, unter mysteriösen Umständen, so das er den Bauabschnitt nicht mehr fertig stellen konnte.
Und Rizzi kam so mit nach Silwingen.
Rizzi muss aber kurz darauf seine Arbeit beim Bahnbau nieder gelegt haben und eine Restauration aufgemacht haben.

Romolo Rizzi verließ Silwingen 1921/22 mit seiner Familie und zog nach Ludwigshafen.
Im Deutschen Adressbuch für Handel, Gewerbe und Industrie Band Rheinprovinz, 1921 Silwingen ist er noch unter Kolonial und gemischte Warenhandlungen  aufgelistet.

Romolo Rizzi ist in den Einwohnerlisten von Ludwigshafen von 1927 bis in die 50ziger Jahre als Wirt einer Weinwirtschaft in der Gräfennaustr. 22 eingetragen.
Und eröffnete in den 50ziger Jahren in Ludwigshafen die erste Eisdiele.
Diese Information habe ich von seinem Enkel Thomas Rizzi, der mich telefonisch auf eine Anfrage kontaktierte.

Restauration Rizzi, das heutige Haus Mondorferstr. 44.. Während des Bahnbaues

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lageplan Silwingen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mondorfstraße 44 und 42, Schwarzen,

 

Familienfoto 1962. Links der Enkel Andreas Rizzi, 3 Jahre. Rechts Thomas Rizzi Zwillingsbruder von Andreas.
1981 wurde Andreas Rizzi Deutscher Meister im Zehnkampf und 1983 Deutscher Vizemeister über 100 Meter.

 

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