Der Schwedenbaum zu Silwingen

Der Schwedenbaum zu Silwingen

Silwingen ist heute einer von 17 Stadtteilen der Kreisstadt Merzig im Landkreis Merzig-Wadern (Saarland). Gelegen an der französischen Grenze und angrenzend an den Kreis Saarlouis.
Ins Licht der Urkunden tritt Silwingen im 11.Jahrh. Die lothringische Markgräfin Jutta schenkte im Jahr 1030 der Abtei St.Matthias mit dem Pfarrdorf Mondorf auch den Zehnten in „Selwingen“, laut Urkunde. Auch im 13.Jahrh. wird Silwingen mehrfach urkundlich genannt. Die Bauern waren damals hörig und zahlten den Grundherren von ihren Erträgen Zins und Schafft doch durchweg in Naturalien.

Im 30jährigen Krieg (1618-48) verödete der Ort. Nach Aufzeichnungen in der alten Schulchronik und nach der Überlieferung der Alten kamen bei einem Überfall fremder Kriegsvölker fast alle Bewohner um. Der Meyer Matthias Christ, der ein Gelübde gemacht habe, sei auf wunderbare Weise gerettet worden. Die Erzählung hiervon hat in den „Sagen und Geschichten das Kreises Merzig gesammelt von Matthias Enzweiler Aufnahme gefunden. Laut Mondorfer Sterberegister lebte Matthias Christ bis 1678.
Er hatte wie in einem Gerichtsprotokoll Archiv Koblenz festgelegt ist, den größten Teil des im Krieg verödeten Bannes wieder urbar gemacht.

Zwei Bäume spielten im Verlauf der Geschichte unseres kleinen Dorfes eine Rolle.
Einer davon ist der Schwedenbaum über den hier berichtet wird.
Und dieser Eine ist heute eigentlich nicht mehr bekannt.

Begeben wir uns zurück in die Zeit des dreißigjährigen Krieges der auch unsere Heimat nicht verschonte.
Die Region an Saar, Mosel und Blies wurde im Jahr 1635 von den Schrecken des Krieges ereilt.
Vor 1635 hatte Merzig sowie die Umgebung vom Kriegs Geschehen wenig gespürt. Aber die die Operation der kaiserlichen Armee angeführt von General Gallas gegen die schwedischen Stellungen in Metz im Herbst 1635 brachten unserer Gegend Einquartierungen, Ausplünderungen, Brandschatzungen und anderer Drangsale der Söldnerheere beider Parteien.
Ab diesem Jahr blieb die Saargegend und auch der Saargau weiterhin den Durchzügen und Erpressungen einzelner Söldnertruppen ausgesetzt.
Und Schwedisch-französische und kaiserliche Truppen lieferten sich in unserer Heimatregion erbitterte Kämpfe unter der die Bevölkerung schwer zu leiden hatte. Aber zu größeren Schlachten kam es hier nicht.
Aber andauernde Truppendurchzüge, Besatzungen, Plünderungen und sinnlose Gewalt entvölkerten das ganze Land. Franzosen, Kaiserliche, Spanier und Schweden sorgten für grausame Verheerungen.

In besagtem Jahre 1636 überfielen die Schweden auch viele Orte in unserer Gegend. Wie das damals so Sitte war.
Darunter auch den damals noch kleinen Ort Silwingen, der nur aus ein paar Höfen und kleinen Häusern bestand. Vier Bauern und vier Tagelöhner sollen damals dort gelebt haben.
Und Matthias Christ, der damalige Meyer von Silwingen, geriet in ihre Gefangenschaft.

Einem Teil der Bevölkerung gelang es noch rechtzeitig zu fliehen, diese begaben sich zur Burg Esch oder suchten Zuflucht in der Festung vin Sierck-les-Bains.
Aber die  Meisten kamen wohl ums Leben.
M. Christ aber wollte sein Dorf als Letzter verlassen und wurde von den schwedischen Marodeuren gefangen genommen und an einen Birnbaum in der Ahlwies, nicht weit von deren Lager an einem Bache, gebunden.
Schon längere Zeit verweilte er dort mit Blick auf Silwingen. Und sah das Flackern der von den schwedischen Marodeuren gelegten Bränden.
Das Herz wurde ihm schwer darüber und auch über das Schicksal das auf ihn zu kam. In seiner Todesangst gelobte er der Gnadenmutter von Luxemburg eine Wachskerze, die so schwer sein sollte wie sein eigener Körper, wenn er aus der Knechtschaft befreit würde.

Seine Bitten wurden erhört, die Fesseln lösten sich und er konnte fliehen. Er begab sich nach der Festung Sierck, in der schon viele der Geflüchteten der Umgebung Unterschlupf und Schutz gefunden hatten.
Sobald es ihm möglich war, machte er sich auf nach Luxemburg, um sein Gelübde zu erfüllen. Bange Sorgen um sorgten ihn, ob er sein Versprechen auch bei der teuren Zeit halten könnte. Aber siehe da als er in Luxemburg sich wiegen ließ, wog er nur zwei Pfund, und so war es ihm leichtgemacht sein Gelöbnis zu erfüllen.

Der besagte Baum an den Matthias Christ von den Schweden gefesselt wurde stand in der Ahlwiss.
Den Flur “In der Altwies” gibt es heute noch. Er befindet sich den Sillenberg hinauf auf rechter Seite unterhalb der “Gödderei” (Flur “Hinter der Götterei”). Dort wo ein kleiner Weg Richtung Wald führt, ein wenig unterhalb Richtung Dorf.
Dieser Weg verlief noch in den 50ziger Jahren bis in den “Großen Wald” hinein und von dort weiter bis zu einem der beiden Gipfel des  Sillenberges, der rechts des “Eisenackers” und der Waldwies”
liegt. Heute endet dieser Weg bereits nach kurzem Verlauf in den Wiesen.

Laut Anton Jacob muss dieser Baum nicht weit unterhalb des Hanges und Weges gestanden haben.
Auf einer alten Karte um 1800 ist ein Bach eingezeichnet der im Eichholz oberhalb entspringt. Die Quelle im Wald hat den Namen Eichborn, so dass wir davon ausgehen können das der Bach damals denselben Namen hatte.
Der alte Bachlauf ist noch im Gelände zu erkennen. Und geht weiter unterhalb des kurzen Wegs langsam in eine kleine Gräth über, die nur zu bestimmten Jahreszeiten und bei stärkeren Regenfällen Wasser führt und in den Reinbach, weiter unten im Dorf, mündet, dort wo beim Bahnbau 1910 Funde einer römischen Villa gemacht wurden.

Bei dem Baum soll es sich laut Anton Jacob um einen Birnbaum gehandelt haben, einen Wildbirnenbaum der an die 250 bis 300 Jahre alt werden kann.
Der Flur neben der Altwies trägt den Namen „Beim Birnbaum“, was darauf schließen lässt das diese Baumart dort besonders gut gedieh und damit auch verbreitet war.
Nach Rückkehr zum Ende des dreißigjährigen Krieges nach Silwingen und dessen Wiederaufbau, kaufte Matthias Christ die Wiese mit besagtem “Schwedenbaum” und hielt diesen Baum in Gedenken und Ehren an seine geglückte, wundersame Flucht vor den Schweden.
Die Geschichte wurde von da an von Generation zu Generation weitergegeben, ebenso die Verehrung und Erinnerung an diesen Baum, der fortan der “Schwedenbaum” genannt wurde. Und damals in unserer ganzen Region bekannt war.

In der von Anton Jacob wieder gegebenen Erzählung die er Mitte der 20ziger Jahre verfasste und die von Matthias Enzweiler in seinem Buch “Sagen und Geschichten des Kreises Merzig-Wadern” im Jahre 1955 veröffentlicht wurde, wird auch berichtet das der Baum noch vor einigen Jahrzehnten gezeigt wurde. Damit ist sicher gemeint das vor einigen Jahrzehnten dieser Baum noch gestanden oder seine Überreste  dort noch zu sehen waren.
Das muss so um 1880 gewesen sein, wie man am Alter von Wildbirnenbäumen ersehen kann.
Es gibt Hinweise das Matthias Christ beim späteren Bau seines kleinen Gebetshaues, im Jahre 1653, ein Stück Holz aus einem Ast des Schwedenbaumes dort einbaute. Und dieses Ast Stück sogar beim Bau der neuen Kapelle oberhalb auf dem Kapellenberges Verwendung fand.

Aber nach Verschwinden des Baumes und seiner Überreste ging auch immer mehr die Erinnerung an die damaligen Ereignisse verloren. Nur einige Ältere konnten sich noch an die Erzählungen Ihrer Väter und Großväter, manche von Ihnen mögen noch die Überreste gesehen haben, über den Schwedenbaum und die wundersame Rettung des Silwinger Meiers zu Zeiten des dreißig jährigen Krieges erinnern Diese kleine Abhandlung soll die
Erinnerung an diesen Baum, lange Zeit als Schwedenbaum bekannt, wieder ins Gedächtnis der Menschen zurückbringen.
Möglich das man in diesem Bereich der Silwinger Flur noch Überreste des Schwedenlagers finden kann, wenn man denn nur intensiv genug sucht.
Aber die Jahrhunderte lange Landbestellung in diesem wie auch anderen Bereichen macht diese Suche natürlich schwierig.

Der Wiederaufbau Silwingens nach dem dreißigjährigem Krieg und die Geschichte des Meiers Matthias Christ/Kriest wird Thema eines weiteren Artikels über Silwingen.

Quellen
1. Alter Text erhalten von Ewald Johannes/Silwingen. Dieser Text berichtet aus der Vergangenheit von Mondorf und Silwingen und der Mondorfer Kirchengeschichte.
2.Eine Studie von Pastor W. Kerscht  in Langsur.—
3. Die Sagen der Saar von Karl Lohmeyer Gesamtausgabe 2011 :
Das Gelöbnis des Silwinger Bauersmannes —
4. Sagen und Geschichten des Kreises Merzig Wadern von Matthias Enzweiler 1955:
Das Gelöbnis des Meyers von Silwingen von Dr. Anton Jacob —
5. Nachlass von Anton Jacob Kreisheimatarchiv Museum Schloss Fellenberg Merzig
6. Grundbuch Silwingen von 1770, Artikel von Dr. Anton Jacob
Erzählungen von:
Josef Biehl, Mondorf , Mondorfer Dorfchronik
Walter Hoffmann, Silwingen
Anton Peter, Silwingen

 

 

Türschwellenstein der alten Kapelle.
Erbaut von Matthias Kirst und seiner Ehefrau Anna Fritz. 1653 in Silwingen. Diese hatte bis 1842 Bestand.
Ein Türschwellenstein von dieser Kapelle ist in die Friedhofsmauer an der neuen Kapelle eingelegt und trägt die Buchstaben: M.K. u. xx, mit der Jahreszahl 1653.

 

 

 

 

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